guter sound!
gutes konzept.
musik für den zeitgenössischen tanz
im laufe der letzten jahre habe ich eine immer spezifischere klangsprache für die bühne entwickelt, eine, die das geschehen immer mehr über den raum erfahrbar macht. unterschiedliche und
spezifische klangquellen (kassettenrekorder, diktiergeräte, radios, mp3player), live-elektronische manipulationen (computer, effektgeräte, live-mikrofone, rückkoppelungen), geräusche und
auch "musik", also töne auf instrumenten oder elektronisch/digital generierten klangerzeugern. diese installationen sind in das bühnengeschehen integriert und in der konzeption für das
jeweilige projekt fest verankert und somit unverzichtbarer und integraler bestandteil des projekts. performance, licht und sound kreieren den raum. kein element ist verzichtbar. jedes ist
substantiell. theater ist synästhesie.
music for the theatre
in the past years I have developed a specific tonal language for the theatre, one that allows the stage events to be experienced through space. various and specific sound sources (cassette
recorders, dictation machines, radios, mp3 players), live electric manipulation (computer, effect machines, live microphones, feedback), noises and also “music”, also notes (tones) on instruments
or electronic/digital generated noise makers. these intallations are integrated into the events on stage and in the conception of each project, thereby an integral and essential part of the
project.
performance, light and sound create the space. no one element is dispensable. each part is substantial. theater is synesthesia.
Jörg Ritzenhoff arbeitet kontinuierlich an einer Weiterentwicklung akustischer Räume im Kontext von zeitgenössischer Choreografie, Klanginstallation und elektroakustischer Komposition. Eine
regelmäßige Zusammenarbeit verbindet ihn mit Choreographen wie der ehemaligen Forsythe-Tänzerin Raffaele Giovanola (CocoonDance, Bonn), Barbara Fuchs (Köln), Eric Trottier (Mannheim/Fürth) und
Shang-Chi Sun (Berlin/Taipe). Anlässlich der Neueröffnung des Museum Angewandte Kunst Frankfurt/M. wurde er 2013 beauftragt, die akustische Rauminszenierung für die Ausstellungsräume von "1607"
zu gestalten. Als Auftragsarbeit für die "Kulturhauptstadt Europa Marseille-Provence 2013" entstanden neben der Soundinstallation "Voices for the crisis" die Komposition/Live-Musik für die
Inszenierung "Bulls Eye" des französischen Regisseurs Phillipp Vincent. 2012 war er eingeladen, als Komponist an dem europäischen Künstlerlabor Tryangle in Montemor-o-novo am Choreografischen
Zentrum "O espaco do tempo" von Rui Horta in Portugal teilzunehmen.
Der in Köln lebende Komponist entwickelte Musiktheater- und Performanceprojekte u.a. in Zusammenarbeit mit dem WDR und dem SWR anlässlich der ARD-Hörspieltage im ZKM/Mannheim und dem
Deutschlandfunk Berlin, der Bundeskunsthalle sowie dem Schauspiel Bonn und der Kulturhauptstadt Weimar. U.a. beauftragte ihn das Schauspielhaus Köln mit der Komposition für "Der Sturm" in der
Regie von Karin Beier. Internationale Koproduktionen wurden zum Festival "Fabbrica Europa" nach Florenz oder "Theaterspektakel" nach Zürich eingeladen. Er ist Komponist zahlreicher Stücke für
junges Publikum, u.a. von "Kopffüssler", einer Tanztheater-Produktion von Barbara Fuchs, die bereits über 100 Mal in ganz Europa gespielt und zu renommierten Festivals eingeladen wurde.
Er leitete eine WDR-Fernsehband, arbeitete als Arrangeur für Kammerorchester, TV und Bigbands und als Klavierbegleiter für Kabarett. Als Mitglied der Performancegruppe Adam Noidtl Intermission
Orchester mit Frank Köllges war er zur Eröffnung der Documenta 8 und der Art Basel eingeladen. In der Musiktheater-Inszenierung "Friedrich Holländer or the laughter of loneliness" trat er als
Sänger und Performer u.a. beim Jazzfestival in Moers auf. 1961 in Düsseldorf geboren, studierte Jörg Ritzenhoff klassische Komposition u.a. an der Hochschule für Musik Wuppertal/Köln.
WIE SCHAFFT MAN THEATRALISCHE RÄUME MIT KLANG? DER KÖLNER KOMPONIST JÖRG RITZENHOFF LEHRT ES BEI „INTERFACE II“ AM FFT DÜSSELDORF
„Das Spektrum der hiesigen Theater ist manchmal krankhaft eng – es gibt einfach nicht genug Räume hier“, meint Jörg Ritzenhoff. Und daher arbeitet er auch sehr gerne in Düsseldorf am FFT, einem
der wichtigsten Produktionsorte der freien Theaterszene im Land NRW: ein Ort, an dem für genreüberschreitende Projekte und Forschungsarbeiten Platz ist. Dort fand vom 9. – 15. 1. „Interface II“
statt, eine Werkstatt für experimentelle Sound-Art. Was das mit Theater zu tun hat? Das FFT begreift sich seit über zehn Jahren als Ort für „genreübergreifende performative Kunst“, und auch
Ritzenhoff interessiert sich schon seit langem dafür, wie man mit Klang Theaterräume erschafft. Es geht dem eigentlich in Wuppertal klassisch ausgebildeten Komponisten allerdings nicht darum,
„herkömmliches Erzähltheater mit avancierter Klangkunst“ zu verbinden. Sondern eher darum, mit Klang theatrale Räume zu erschaffen. Das bedeutet etwa, sich bei Barbara Fuchs’ neuestem Projekt
„Unter Null“ auf der Bühne sitzend die Sounds aus Alltagsgegenständen zu erzeugen, die etwas mit Schnee und Eis zu tun haben. Ein Fön, etwa, oder kleine Styropor-Kugeln. Oder sich beim neuesten
Projekt „I’ve seen it all“ der Bonner Kompanie „Cocoon Dance“ in einem Sound-Kasten über die Bühne fahren zu lassen und mit den Tänzern durch eine Ton-Installation zu kommunizieren.
Suche nach synästhetsischen Feldern
Mit Barbara Fuchs/Barnes Crossing und Cocoon Dance arbeitet Ritzenhoff regelmäßig zusammen, aber auch mit den Choreografen Helge Letonia aus Bremen macht er immer wieder Projekte. Es geht
Ritzenhoff um eine „Suche nach synästhetischen Feldern“, darum, Musik anders als frontal manipulativ einzusetzen. Die Zuschauer selbst erkunden zu lassen, wo die Klänge herkommen. In der
Bildenden Kunst gibt es das schon länger, und auch die amerikanischen Tanzpioniere der 60-er Jahre experimentierten in ihren Performances mit Klängen und Licht. Um das Spektrum der Theaterkunst
zu erweitern, gibt es jetzt also am Düsseldorfer FFT schon zum zweiten Mal die Werkstattreihe „Interface II“, mit starker Kölner Präsenz, die das FFT in ein Experimentierfeld der Klangkunst
verwandelt.
Fünf Projektideen werden in dieser Woche weiterentwickelt, Jörg Ritzendorff begleitet sie mit dem Komponisten Christian Banasik und hat sie auch mitausgewählt, aus über 30 Bewerbungen. Jörg
Ritzenhoff hofft jedenfalls, dass einige Kölner den Weg nach Düsseldorf schaffen. Denn es erstaunt ihn immer wieder, dass es in Köln so wenig Raum für genau diese Experimente gibt, „zumal es mit
der Kunsthochschule für Medien KHM eine Ausbildungsstätte gibt, die viele Künstler hervorbringt, die in genau diesem Bereich arbeiten“.
DOROTHEA MARCUS für AKT