Michaela Plattenteich, Westdeutsche Zeitung Fabrik Heeder: Kopffüssler werden lebendig 14.11.2012
Fabrik Heeder: Kopffüßler werden lebendig
Das Festival „Move!“ möchte Kinder für modernen Tanz begeistern. In der Fabrik Heeder gelang das gestern ziemlich gut.
Die Beweglichkeit der beiden Tänzerinnen Emily Weither und Odile Foehl versetzte die Kinder gestern in Erstaunen. Dirk Jochmann
Krefeld. Ein Kopf, zwei Füße. So zeichnen kleine Kinder oft menschliche Figuren. Was passiert, wenn so ein „Kopffüßler“ lebendig wird, zeigt eine fantasievolle Tanzperformance, die
gestern in der Fabrik Heeder zu sehen war. Das Festival „Move!“ will damit verstärkt junge Zuschauer ansprechen.
Das von Barbara Fuchs choreografierte Stück ist für Kinder im Vorschulalter gedacht und soll sie spielerisch mit Bewegungen vertraut machen. Mit 80 Kindern aus verschiedenen Kitas
war der Saal gut und lebhaft gefüllt.
Zwei Tänzerinnen (Emily Weither, Odile Foehl) sind bereits auf der Bühne und verteilen am Boden kleine grüne Bälle. Dann beginnen sie, sich zu bewegen. Sie falten sich zusammen,
verhaken die Finger in den Zehen und wippen langsam vorwärts. Ein bisschen Frosch schwingt bei diesen Kopffüßlern mit.
Später kugeln sie sich auf dem Boden und bilden mit ihren biegsamen Körpern witzige Figuren. Jede ihrer Bewegungen wird von quietschenden Geräuschen untermalt, was bei den jungen
Zuschauern Gelächter hervorruft. Die Tänzerinnen spielen mit den Kugeln, schubsen sie sich zu und fangen an, sie zu verformen. „Das ist ja Knete!“ klingt es begeistert aus dem
Publikum.
Wie Kinder beginnen die beiden zu spielen. Sie zerdrücken und zermatschen das Material, ziehen es auseinander wie Kaugummi. Als ein Turm gebaut wird, der wieder einstürzt, ist das
Gelächter groß. Wenig später entsteht aus einer dünnen Knetrolle eine Schnecke.
Etwas abrupt endet die Performance und geht nahtlos in den zweiten Teil über, bei dem Mitmachen angesagt ist. Blitzschnell folgen die Kinder der Aufforderung und stürmen die Bühne.
Endlich dürfen sie die Knete selber bearbeiten und versuchen, Schnecken zu formen.
Lietuvosrytas Dansema Festival, Litauen 16.Mai 2011
„... die Performance Headwalkers war die beliebteste Performance des Festivals. Die Company tanzfuchs Produktion aus Deutschland widmete sich den Allerkleinsten. Eltern besetzten mit
Ihren Babys die Eingangshalle des Art Printing House. Choreografin Barbara Fuchs kreierte Ihre Performance aufgrund der Zeichnungen, die kleine Kinder von Menschen machen und diese
wurden durch die beiden TänzerInnen lebendig.“
Theatermaggezien dans voor peuters 22 Maart 2011
Krokusfestival van de dans (3) – dans voor peuters
Tanzfuchs, Kopffüssler - auteur(s):Tuur Devens
....
Man sieht einen Kopf mit Armen und Beinen daran So haben sich die zwei Tänzerinnen „verformt“. Sie schauen sich erstaunt an und noch erstaunter schauen sie die eigenen Hände und
Füße an. Die können sich bewegen! Langsam entpuppen sie sich, kippend und rollend, einander anrempelnd, ineinander verwoben und über einander fallend, bis sie zu ganzen Menschen
werden. Um danach wieder Kopffüßler zu werden. Sie rollen grüne Bällchen zueinander, Bällchen die man platt drücken und mit denen man Figuren basteln kann, welche dann imitiert
werden. Das alles passiert auf einen Rhythmus von frischen Klängen und Geräuschen, mal schrill, mal sehr tief, auf Biepchen und Piepchen. Kopffüßler ist eine ruhige angenehme
Mischung von Tanzbewegungen, Bilder und musikalischer Geräuschen, in einem Rhythmus von Entdecken und Genießen. Und danach heißt es: selber kneten und formen!
Melanie Suchy, Rheinische Post Düsseldorf Sa., 02.10.10
Tanzhaus NRW: Großes für die Allerkleinsten
Das Kinn sitzt auf den Knien, die Finger verhaken sich in den Zehen und ziehen mal den einen, mal den anderen Fuß in die Luft.
Der zusammengefaltete Zweibeiner wackelt mit wippendem Po über die Bühne, neben ihm rackert sich ein ganz ähnliches Wesen an der Fortbewegung ab. Sie kugeln übern Rücken,
schubsen einander ein bisschen und klettern aneinander hoch.
Dass sie nicht einfac
h gehen wie normale Erwachsene, macht ihnen nichts aus: Sie lächeln freundlich. Außerdem sind die beiden Tänzerinnen. Das Publikum sieht neugierig hin; seine eine Hälfte hat das
aufrechte Zweibeinertum noch vor sich und rutscht teilweise reptilisch auf dem Bauch herum. Die andere Hälfte sind Papas und Mamas. Das Tanzstück "Kopffüßler" richtet sich an
Kinder unter drei Jahren. Unter!
Die Kölner Choreographin Barbara Fuchs brachte das Duett soeben im Tanzhaus NRW heraus, eine Auftragsproduktion. Das Haus ist in Deutschland seit 2008 die Avantgarde dieser neuen
Sparte im Kulturbereich, die etwa in Frankreich und Skandinavien schon seit mehreren Jahren existiert. Im Rahmen von "Tanzplan Düsseldorf, take-off junger Tanz" veranstaltet es nun
zum dritten Mal ein kleines international bestücktes Festival "für die Allerkleinsten".
Auch wenn Skepsis angebracht ist, ob kostbare Kulturförderung in so etwas fließen muss, kann man doch jedes Mal wieder staunen: Die vielen lieben Kleinen sind eine halbe Stunde lang
ganz Auge, die Eltern ebenfalls.
Einige inspirierende Erfahrung aus solchen friedlichen, mit Geräuschen und Musik begleiteten Stücken ohne Sprache und Erzählfaden wandert vielleicht mit nach Hause.
Dorothea Marcus, aKT 16/ Okt. 2010 KURZ KRITISIERT
Schnullertheater
Kopffüßler sind jene Wesen ohne Bauch, die jedes Kind aus jeder Kultur im Alter von zwei Jahren als allererstes mal – in ihrem universalen Weltbild ist die Körpermitte offenbar
nicht vorgesehen. Barbara Fuchs bennent ihr neues Stück nach ihnen, uraufgeführt im tanzhaus nrw in Düsseldorf, und lässt auch Babies herein. ....
Zu kleinen Quietschern (Choregraphin Barbara Fuchs sitzt als Stimmperformerin hinter einem Mikro) bewegen sich Arme und Beine, kippen Körper zur Seite, rollen sich auf den Boden,
probieren aus, wie so ein Wesen ohne Rumpf sich wohl fortbewegt. Das Bewegungsrepertoire ist schlicht und zunächst aufreizend langsam, angelehnt an das eines Kleinkindes: aus dem
Vierfüßlerstand umfallen, Arme um die geraden Beine schlingen, erstaunt gucken. Doch dann entwickeln sich die beiden aufeinander zu, ein Kopf wird in eine Fußsohle gelegt, Knetmasse
gemeinsam zu Bergen aufgetürmt. Lange, unheimliche Schlieren bilden sich, schmatzend wir die rosa Masse glattgeklopft und gerollt, die Musik dazu macht Barbara Fuchs mit dem Kölner
zeitgenössischen Komponisten Jörg Ritzenhoff, schließlich wachsen Schnecken und kleine Knetmännchen aus dem Boden...
Für Erwachsene ist interessant, wie sich die Tänzerinnen von den Bewegungen der Kleinsten inspirieren lassen Köpfe, Arme, Beine immer stärker Eigenleben entwickeln. ... ein
einziges Gewirbel aus Farben und Musik...
... Ein Stück zum Fantasie-Anregen, darüber, dass die Formen und Farben der Kinderwelt selbst zu erschaffen sind – im direkten wie im metaphorischen Sinne.